Rüdiger Bertram, Der Pfad

Ein spannendes und emotional aufwühlendes Jugendbuch!

Rolfs Vater ist Journalist, der 1940 auf Grund seiner kritischen Artikel aus Deutschland fliehen muss. Rolfs Mama ist Tänzerin und hat es schon bis nach New York geschafft. Dorthin wollen Vater und Sohn folgen, bleiben aber ohne Ausreisegenehmigung in Marseille hängen, wie so viele andere Flüchtlinge aus Deutschland auch. Die Gestapo ist ihnen aber auch dort schon auf den Fersen und so wollen die beiden mit Hilfe des Hirtenjungen Manuels über die Pyrenäen nach Spanien fliehen. Rolfs Hund Adi, der ihn immer begleitet hat, darf nicht mit, da er die Flucht der beiden zu leicht verraten könnte. Aber an dieses Verbot hält sich Rolf nicht, was für die kleine Reisegruppe dramatische Folgen haben wird.

Als Leser begleiten wir die Truppe über die Berge, müssen Kontrollen und Patrouillen ausweichen, Angst vor der Entdeckung haben, Verluste hinnehmen und gefährliche Situationen überstehen. Wir hoffen und bangen mit ihnen und erleben, wie sich zwischen Manuel und Karl eine richtige Freundschaft entwickelt, die Höhen und Tiefen übersteht. Eine bewegende, spannende und fesselnde Zeitreise.

Ein wichtiges Jugendbuch ab 12 Jahren, das die Flucht vor den Nazis auf ergreifend, fesselnde Weise erzählt und somit Geschichte alles andere als langweilig präsentiert. Gerade in der heutigen Zeit ist es auch wichtig, dass Jugendliche erfahren, was Flucht bedeuten kann und dass auch Deutsche einst flüchten mussten und auf die Hilfe anderer angewiesen waren.

John Boyne, Der Junge auf dem Berg

Und wieder schafft es der Ire John Boyne, den wir als Autoren von „Der Junge im gestreiften Pyjama“ kennen,  uns nach der Lektüre seines neuesten Romans sehr nachdenklich zurückzulassen.

Das Buch beginnt eher  harmlos mit der Beschreibung einer innigen Freundschaft zwischen Pierre und Anshel, zwei Pariser Jungs im Jahr 1936. Eine besondere Freundschaft, eine besondere Verbundenheit, denn Anshel ist gehörlos. Die beiden haben eine eigene Gebärdensprache entwickelt, um sich zu verständigen. Pierres Leben wird erschüttert, als beide Elternteile kurz hintereinander versterben. Pierre, dessen Vater Deutscher war, zieht nicht viel später zu seiner Tante in den Süden Deutschlands. Diese arbeitet als Haushälterin an einem ganz besonderen Ort, nämlich im Berghof am  Obersalzberg und damit an Hitlers Zweitwohnsitz. Wir begleiten Pierre bei seiner Verwandlung zum Peter, wie er lernt, möglichst nichts aus seiner Vergangenheit zu erzählen und schon gar nichts über seine  jüdischen  Freunde. Immer wieder kommt Hitler in den Berghof, die Faszination, die er auf Peter ausübt wird immer größer. Peter will gefallen und trifft verhängnisvolle Entscheidungen.

Ein erschreckendes , aber nach wie vor thematisch wichtiges Buch!

Für Jugendliche und Erwachsene!

Christoph Scheuring, echt

Der 16 jährige Albert hat ein ungewöhnliches Hobby: er fotografiert auf dem Hamburger Hauptbahnhof Abschiede. Für ihn sind Abschiedsszenen tiefe, ehrliche Augenblicke voller Intensität und Wahrheit. Bei einer seiner Foto Safaris wird er von der Polizei verdächtigt, der Späher für eine jugendliche Diebes Bande zu sein. Bei seiner Festnahme lernt er Kati kennen, weiht sie in sein Hobby ein und zeigt ihr sein Lieblingsfoto, eine Abschiedsszene, auf der Glück und Schmerz scheinbar miteinander verschmelzen. Auf dieses reagiert Kati heftig und ist danach zutiefst verstört: für sie ist das Bild eine einzige Lüge.  Ihr gemeinsamer Plan: die beiden Menschen auf dem Foto zu finden, um zu erfahren, welche Geschichte wirklich  hinter dem Bild steckt. Je mehr Zeit Albert mit Kati verbringt, desto mehr fasziniert sie ihn und er verliebt sich in sie. Über Kati lernt er weitere Jugendliche kennen, die  ihre Zeit am Bahnhof verbringen und er, der immer brav und angepasst war, kommt nun mit Drogen, Prostitution und Diebstahl in Berührung. Aus dem Wunsch heraus Kati zu helfen, beginnt er aus seinem Leben auszubrechen.

Eine zarte Liebesgeschichte, eine Milieustudie- zu Recht ausgewählt für die Nominierungsliste der Jugendjury des Deutschen Literaturpreises 2015.

Für alle ab 14 und wie immer auch für jeden jugendliteraturbegeisterten Erwachsenen! Und sehr geeignet um es in einer 9. oder 10. Klasse als Lektüre zu lesen!

 

Halbe Helden

Eriun Jade Lange, Halbe Helden

Ein humorvolles, spannendes und berührendes Jugendbuch über zwei sehr ungleiche Freunde. Dane und Billy gehen in die gleiche Schule, haben aber nicht wirklich etwas miteinander zu tun. Bis eines Tages Dane den Auftrag von der Schulleitung bekommt, sich ab sofort um Billy zu kümmern. Er willigt ein, um einer Disziplinarstrafe zu entgehen. Dane, ein sehr widersprüchlicher junger Mann, der auf der einen Seite Mitschüler quält und schlägt, auf der anderen Seite aber ein sehr liebevolles Verhältnis zu seiner Mutter hat und sehr intelligent ist, nimmt sich ab sofort Billy an, der das Down Syndrom hat. Und, was noch sehr positiv bei Dane zu bemerken ist: sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn. Obwohl Dane keine Freunde will, duldet er nach und nach Billys Nähe und es stört ihn nicht im geringsten, dass Billy das Downsyndrom hat. Warum auch? Für ihn ist es wichtig, dass Billy wie jeder andere behandelt wird, nicht schlechter, aber auch nicht besser. Billy bringt Danes gute Seiten zum Vorschein. In seiner oft schlichten Denkweise, erkennt er den Kern vieler Dinge und verblüfft damit Dane. Im Mittelpunkt steht die Freundschaft der beiden, die zwar sehr unterschiedlich sind, aber voneinander profitieren. Eine Gemeinsamkeit zwischen ihnen ist, dass sie beide ohne Vater aufwachsen. Zur Spannung der Handlung trägt die Suche nach Dannys Vater bei, der spurlos verschwunden ist, aber seinem Sohn eine rätselhafte Nachricht über seinen Verbleib hinterlassen hat!

Für neugierige LeserInnen ab 14 Jahren! Und sicher auch, in der hoffentlich folgenden Taschenbuchausgabe, eine gute Lektüre für die Mittelstufe!

Sonnenblick, Die total irre Geschichte mit der Gitarre

Gäbe es einen Preis für den längsten Buchtitel, Jordan Sonneblick hätte ihn dieses Jahr gewonnen. Der vollständige Tite lautet:

Die total irre Geschichte mit der Gitarre meines Vaters und allem was danach kam, obwohl sie mir keiner auch nur ansatzweise glauben wird.

Richie leidet unter seinen schon ziemlich alte, biedern und strengen Eltern. Vieles wird ihm untersagt. Er überschreitet immer wieder Grenzen und benutzt eines Tages die ihm streng untersagte Gitarre seines Vaters. Das nächste, das er wahrnimmt, ist, dass er nackt in einem Straßengraben liegt. Als er sich halbwegs wieder besonnen hat, merkt er, dass er im Jahr 1969 gelandet ist, dass die beiden Typen, die ihn aufgegabelt haben sein jugendlicher Vater und dessen Bruder sind und dass sie alle zusammen unterwegs zum legendären Woodstock Konzert sind.

Mir hat das Buch aus zwei Grümdem sehr gut gefallen: zum einen die Zeitreise ins Jahr 69 mit all seinen für heutige Jugendliche Zumutungen und dann aber vor allem auch die Auseinandersetzung  von Richie mit seinem Vater und das wachsende Verständnis für dessen Verhaltensweisen in der Gegenwart..

Lesempfehlung ab 13 und für musikbegeisterte Erwachsene !

 

 

Jessi Kirby, Mein Herz wird dich finden

Mias erste große Liebe, Jacob, ist vor einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Mia konnte sich nicht verabschieden, sie trauert nach wie vor.  Jacob war Organspender und in Mias Kopf setzt sich der Gedanke fest, dass sie besser mit ihrer Trauer fertig wird, wenn sie weiss, in wem Jacob weiterlebt.

Sie findet Leber, Niere, Lunge, aber der Empfänger des Herzens , der für sie am allerwichtigsten scheint, will sich nicht finden lassen. Und so wendet Mia einen Trick an und trifft auf Noah. Von Anfang an besteht zwischen den beiden eine ganz tiefe Verbundenheit. Aber hat diese Liebe eine Zukunft ohnen die Wahrheit?

Bewegend uhnd führt dazu, dass man sich seine eigenen Gedanken zum Thema Organspende macht!

 

Emma Mills, Jane & Miss Tennyson

Noch ein wunderschön gestalteter Jugendroman aus dem Königskinder Verlag. Und nicht nur schön gestaltet, sondern auch absolut lesenswert!

Im Grunde eine moderner Jane Austen Roman, auch auf einen Mister Darcy müssen wir nicht verzichten.  Devon, die Hauptfigur, die zwar viel für ihr und in ihrem Leben plant, aber es doch nicht wirklich schafft dies  umzusetzen. Deren Leben wird durch zwei Begegnungen durcheinander gewirbelt: zum einen zieht ihr jüngerer Cousin Forster bei ihnen ein, sie bekommt sozusagen einen kleinen Bruder. Und dann tritt noch der müssische und verschlossen Ezra in ihr Leben. Und was wird nun aus Cas, ihrem besten Freund, dem sie aber nie ihre Liebe gestanden hat?

Ein Roman darüber, dass jeder Mensch etwas Besonderes ist und kann, auch wenn es nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen ist.

 

Elizabeth Laban, So wüst und schön sah ich noch keinen Tag

Elizabeth Labans Roman besticht durch seine wunderschöne Sprache. Ein Hinweis darauf ist schon der sehr ungewöhnliche Titel.

Im  Irving-College ist es Tradition, seinem Zimmer-Nachfolger eine Überraschung zu hinterlassen. Duncan findet besprochene CDs seines Vorgängers Tim, die eine traurige Liebesgeschichte offenbaren. Tim, der als Albino  zum Opfer von Mobbing wird, verliebt sich  in die begehrenswerte Vanessa. Mit ihr fühlt er sich das erste Mal nicht als Außenseiter. Trotzdem fehlt ihm der Mut, ihr seine Gefühle zu gestehen. Ein Mangel an Selbstbewusstsein, der zum tragischen Unglück führt. Für Duncan ist Tims Geschichte aber der Anstoß, endlich den entscheidenden Schritt in Richtung Liebe zu tun. Ein mitreißendes Debüt über das Erwachsenwerden, verbotene Liebe und Verlust.

Zwei Geschichten, zwei Handlungsstränge, die sich ineinander verweben.

Absolute Leseempfehlung!

Jesper Wung-Sung, Opfer

Alles fängt ganz harmlos an. Der Direktor bittet die Schüler, nach Schulschluss noch kurz auf dem Gelände zu bleiben: Wegen einer Epidemie müsse man Vorkehrungen treffen. Aber dann wird ein Zaun um die Schule errichtet. Urplötzlich darf niemand mehr das Gelände verlassen. Und über allem schwebt eine Drohne. Als ein Helikopter Essen abwirft und ein Matratzenlager entsteht, scheint für viele ein großes Abenteuer zu beginnen. Doch je länger das Eingesperrtsein dauert und je mehr Lehrer und Schüler erkranken, desto stärker breiten sich Panik und Verzweiflung aus. Aus der kleinen Quarantäne-Gemeinschaft wird ein eigener Kosmos, in dem alle um Freundschaft, Freiheit und das blanke Überleben kämpfen.

Dieses Buch ist verstörend, wir befinden uns mit den Schülern und Lehrern innerhalb der Mauern, auch wir wissen nicht mehr als die Gemeinschaft. Fassungslos müüsen wir miterleben, wie sich Grüppchen bilden und wie diese gegeneinader agieren.

Lösungen bietet das Buch nicht- aber viel Diskussionsstoff!

Auf jeden Fall ein Buch, dass sich in der Taschenbuch Ausgabe als Lektüre durchsetzen wird für Jugendliche und ihre Lehrer ab der 9. Klasse.

Anne Freytag, mein bester letzter sommer

Tessa ist 17 Jahre alt, eine Überfliegerin, ein junges Mädchen,  die ihr Leben komplett durchgeplant hat. Bis sie in diesem Sommer erfahren muss, dass dieses Leben nur noch wenige Wochen  dauern wird. Krank war sie schon immer viel, aber totkrank? Davon wusste sie nichts.

Ihre Wut, ihre Verzweiflung, ihr Frust- wir sind an ihrer Seite. Sie zieht sich zurück, hält die Freundinnen auf Distanz und hadert mit Eltern und Schwester. Und genau jetzt trifft sie auf Oskar! Die große Liebe für beide. Sie versucht sich zurückzuziehen, es gelingt nicht! Oskar möchte ihr Freund sein, ihr Begleiter, wenn es nicht anders geht, auch bis in den Tod. Und die beiden treten eine Reise nach Italien an, auf der sie an ihre Grenzen stoßen.

Was ist wichtig im Leben? Was muss man erlebt haben, dass man gehen kann? Aus Tessa und Oskar wird Teskar- bis zum Ende!

Taschentücher bereithalten und sich gemeinsam mit den beiden aquf die Suche nach den großen Wahrheiten machen.

Ab 14 Jahren