Oppel, Das Nest

Ein ganz besonderes Buch, eines dieser Bücher, welches einen magischen Sog ausübt, und das ich nicht zur Seite legen konnte. Aber: im Unterschied zu der Altersangabe des Verlages (ab 11), bin ich der Meinung, dass es ein tief emotionales, philosophisches Jugendbuch ist, das unbedingt auch Erwachsene lesen sollten. Im Grunde geht es um die Frage: welches Leben ist lebenswert.

Die Hauptperson ist Steve, ein Junge, der ein Geschwisterchen bekommen hat. Dieses ist nicht gesund, sondern muss sich, bedingt durch einen genetischen Defekt, vielen Untersuchungen und Operationen unterziehen. Klar, dass die Eltern nicht viel Zeit für Steve haben. Und bald vermischt sich Realität und Fiktion: in Steves Träumen kommen immer wieder die Wespen vor, die sich an seinem Elternhaus ein Nest bauen. Die Wespenkönigin macht ihm einen ganz besonderes Angebot: das Baby Theo auszutauschen, gegen einen perfekten Theo, den die Wespen in Ihrem Nest „ausbrüten“. Steve muss nur noch „ja“ sagen. Seine Zerrissenheit, seine Zweifel und dann sein Kampf gegen die Wespenkönigin schildert Kenneth Oppel unwahrscheinlich packend.

Wenn man weiß, dass der Autor Vater eines Kindes mit Handycap ist, bekommt das Buch eine unwahrscheinliche Tiefe. Sobald es dieses Buch als Taschenbuch gibt, kann ich mir einen Einsatz als Lektüre für Ethik Stunden ab Klasse 7/8 gut vorstellen.

Absolute Leseempfehlung für alle ab 14 Jahren !

Dressler Verlag, € 12,99