Marceline Loridan-Ivens, Du bist nicht zurückgekommen

Ein schmales Bändchen, 100 Seiten, ein Brief, eine Liebeserklärung an den verlorenen Vater. Ein erschütterndes Dokument einer Jüdin, die als 15 jähriges Mädchen nach Auschwitz-Birkenau kam.

Gemeinsam mit ihrem Vater war das Mädchen deportiert worden, sie überlebte das Grauen – er nicht. Kurz vor seinem Tod konnte  Froim Rozenberg seiner Tochter noch eine Nachricht zukommen lassen. Jetzt, als 87jährige schreibt sie einen Brief , eine Antwort  an den verlorenen Vater. Sie beschreibt das erlebte Grauen, sie erzählt von der Zeit vor dem Krieg aber auch von den vielen Jahrzehnten, die sie ohne den Vater in Frankreich weiterlebte. Eine Zeit, die er nicht mit ihr erlebt hat und die er , wie sie meint, auch nicht verstehen würde. Damit zeichnet sie ein ganz genaues Bild der französischen Gesellschaft der Nachkriegszeit.

Ich habe schon viele verschiedene  Bücher über den Holocaust gelesen, aber, worüber ich mir, bis zu diesem Buch und zu „Der Schrecken verliert sich vor Ort“nie Gedanken gemacht hatte, war die Qualen der Überlebenden nach dem Krieg.

Insel Verlag, 15 Euro- auch als Ebook

Held, Der Schrecken verliert sich vor Ort

Eines der eindrücklichsten Bücher, die ich in den letzten Jahren lesen durfte. Es hallt lange nach und erinnert uns daran, niemals zu vergessen und uns unserer Verantwortung in dieser Welt zu stellen. Gerade in Zeiten wie diesen.

Monika Held erzählt die Geschichte des KZ Überlebenden Heiner Rosseck, der Anfang der 60er Jahre beim Frankfurter Auschwitz Prozess aussagen muss. Er erleidet dort einen Schwächeanfall bei dem ihm die Übersetzerin Lena zur Seite steht. Lena verliebt sich in Heiner, die beiden heiraten und er nimmt sie mit durch einen Parforce Ritt durch seine Vergangenheit. Sie bereisen das Polen der 80er Jahre auf der Suche nach dem Auschwitz der Gegenwart- für Heiner eine Reise in seine Heimat.

Das Buch beeindruckt durch seine klare Sprache und dem Gegensatz zwischen der privaten Liebesgeschichte und dem Schrecken der Vergangenheit.

Eine unbedingte Leseempfehlung für geschichtlich interessierte Leserinnen und Leser.

Eichborn Verlag € 19,99 und als Ebook € 15,99

Erpenbeck, Gehen, Ging, Gegangen

DAS Buch zur Stunde- nicht umsonst auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Der Titel steht symptomatisch für den Deutschunterricht, den Flüchtlinge bei uns besuchen aber eben auch für die weiten Wege, die sie gegangen sind und jetzt vielleicht gegangen werden.

Richard, ein kürzlich  emeritierter Professor, kann mit der nun gewonnenen Zeit nicht sehr viel anfangen. Er fühlt sich neben der Zeit. Hadert mit ihr. Er erkennt sich in den Schwarzafrikanern, die am Oranienplatz in Berlin campieren wieder. Auch diese haben Zeit, zuviel Zeit, auch sie sind herausgefallen aus dem Alltag. Und er geht auf sie zu, lernt sie kennen und erfährt die Geschichten, die hinter den Zahlen, die uns die Nachrichten präsentieren, stehen. Der Roman ist bewegend. Er beschreibt das Leben der in Deutschland gestrandeten Flüchtlinge, bleibt dabei aber sachlich und präsentiert uns auch keine „Heile-Welt- Lösung“ Lesen!

€ 19,99

Susan Abulhawa, Als die Sonne im Meer verschwand

Wie auch in ihrem lesenswerten Vorgänger Roman „Während die Welt schlief“ erzählt die Autorin anhand der dramatischen Geschichte der palästinensischen Familie Baraka über dieses Land, seine Einwohner und die vergangenen Jahrzehnte. Susan Abulhawa stammt selber aus Palästina, wuchs aber bei wechselnden Bezugspersonen in der ganzen Welt auf. Demzufolge ist ihr Blick aber klar auf das erlittene Unrecht der Palästinenser gerichtet.

Nur hat palästinensische Wurzeln, doch das  ferne  Land kennt sie lediglich aus den Erzählungen ihres Großvaters, bei dem sie in Amerika lebt. Ihr Großvater ist ihr Ein und Alles. Als er stirbt, bricht für Nur eine Welt zusammen. Sie muss fortan bei der Mutter leben, doch anstatt auf Liebe, trifft sie dort auf Gewalt und Missbrauch. Es soll noch eine lange Zeit vergehen, bis Nur das Land ihres Großvaters kennenlernen wird. Aus beruflichen Gründen fährt sie als Psychologin  nach Gaza und lernt dort  ihre Familie kennen.  Eine große Familie,  die trotz des Krieges und aller Mühsal zusammenhält und bei der sie sofort herzlich aufgenommen wird. Zum ersten Mal in ihrem Leben erfährt Nur, was es heißt, eine richtiges Zuhause  zu haben.

Das Buch gewährt einen tiefen Einblick in das Leben der Menschen in Gaza, was sie zu ertragen haben und wie sie trotzdem ihr Leben leben.  Es handelt von starken Frauen, die ihren Weg gehen und Schicksalsschläge ertragen und gibt Einblicke in das Leben und die Kultur der Menschen in Gaza.

In einer blumigen und bildreichen  Sprache lässt die Autorin die handelnden Personen durch die verschiedenen Jahrzehnte vor unserern Augen lebendig werden.

€ 19,99

 

Paula Hawkins, Girl on the train

Rachel, getrennt von ihrem Ehemann, lebend bei einer Freundin, pendelt jeden Morgen mit dem Zug in die Stadt, um ihrem Umfeld ein nicht mehr existentes Arbeitsverhältnis vorzuspielen.  Jeden Morgen hält der Zug an der gleichen Stelle auf der Strecke an. Rachel blickt in die Gärten der umliegenden Häuser und beobachtet ihre Bewohner. Oft sieht sie ein junges Paar: Jess und Jason nennt Rachel die beiden. Sie führen – wie es scheint – ein perfektes Leben. Ein Leben, wie Rachel es sich wünscht, von dem sie als Alkoholikerin aber im Moment ganz weit entfernt ist. Pikanterweise ist eines der Nachbarhäuser das Wohnhaus ihres Ex Ehemannes.

Eines Tages beobachtet sie etwas Schockierendes: „Jess“ küsst und umarmt im Garten des Anwesens einen Fremden. Kurz darauf liest sie in der Zeitung vom Verschwinden einer Frau – daneben ein Foto von »Jess«. Rachel meldet ihre Beobachtung der Polizei und verstrickt sich damit unentrinnbar in die folgenden Ereignisse …

Spannung gewinnt der Roman unter anderem durch die mal mehr oder weniger klaren Erinnerungen und Deutungen von Rachel, je nach dem Grad ihres Alkoholkonsums und den Wechsel der Perspektiven zwischen Rachel, Anna und Megan.

Spannende Urlaubslektüre!

e 12,99

Der Club der Traumtänzer

Andreas Izquierdo, Der Club der Traumtänzer

Gabor Schöning sieht gut aus, ist erfolgreich, und die Frauen liegen ihm zu Füßen: Die Welt ist für ihn wie ein großer Süßwarenladen. Außerdem ist Gabor ein Mistkerl. Er schreckt vor nichts zurück, um seine Ziele zu erreichen. Doch dann fährt er mit dem Auto die Direktorin einer Sonderschule an. Und die kennt sich mit Schwererzieh-baren wie ihm bestens aus. Als Wiedergutmachung soll Gabor fünf Sonderschülern Tango beibringen. Das Problem ist nur, dass alle Schüler einen IQ unter 85 und eigentlich keinen Bock auf Tanzen haben. Die Sache gerät außer Kontrolle: Die Kids stellen sein Leben auf den Kopf, sein ärgster Konkurrent wittert die große Chance, ihn aus der Firma zu drängen, und zu allem Überfluss verliebt er sich in eine Frau, die ihm nicht gleich zu Füßen liegt.
Als eines der Tangokids schwer erkrankt, setzt Gabor alles auf eine Karte – er wird diesen Jungen retten, egal, was er dabei aufs Spiel setzt.

Ein wunderbarer Roman, der mich tief berührt hat und lange nachhallt.

€ 9,99

Namiko und das Flüstern

Seche, Namiko und das Flüstern

Eine Reise, die ein Leben verändert. Damit hat der  deutsche Reporter nicht gerechnet, als er nach Japan fliegt, um über Gartenkunst zu schreiben. Doch in den Gärten Kyotos begegnet er der Namiko, einer Frau, die es liebt, dort verborgene Geschichten aufzuspüren, die zum Lesen kein Buch braucht, die am Stadtrand ihren eigenen Traktor geparkt hat – und deren Flüstern den Worten eine ungeahnte Intensität und Ausdruckskraft verleiht. Im Innersten berührt, spürt er, dass diese Frau und die Gärten ihm noch viel mehr zu sagen haben, als er anfangs ahnte. Und während er im »Garten der Mondseufzer« den berückenden Klängen einer Flöte lauscht, steht er vor der vielleicht wichtigsten Entscheidung seines Lebens, bei der ihm die Antworten seines Kopfes nicht weiterhelfen …
Eine wunderbare poetische Geschichte, die uns ein anderes Japan näher bringt!

€ 16,90

Sehr geehrter Herr M

Herman Koch, Sehr geehrter Herr M.

Ein Buch wie eine Matrjoschka, Geschichte findet sich in Geschichte findet sich in Geschichte… Faszinierend und atemberaubend zu lesen!

Es spielen mit: der Autor himself, ein älterer Schriftsteller namens Herman M. mit Schreibblockade, die Hauptperson aus seinem bekanntesten Roman: Herman, der im Verdacht steht vor vielen Jahren seinen Lehrer ermordet zu haben, der Lehrer Jan, der damals spurlos verschwunden war…

Verwirrend? Nein, weil Herman Koch einfach schreiben kann und uns mitnimmt!

Sie haben noch nichts von ihm gelesen? Dann empfehle ich als erstes Buch „angerichtet“!

€ 19,99

Duncker, Miss Webster und Cherif

Duncker, Miss Webster und Cherif

Die Autorin erzählt eine alte Geschichte erfrischend neu: Wie aus dem Nichts taucht ein Fremder auf und eine unwahrscheinliche Freundschaft entwickelt sich zwischen der schrulligen alten Dame und dem jungen Mann…Elizabeth Webster ist eine halstarrige und einsame Dame. Leidenschaftlich unabhängig, schlagfertig und voller Widerspruchsgeist ist sie nicht immer eine angenehme Zeitgenossin. Eines Abends steht Cherif, ein schöner junger Marokkaner, vor der Tür, und ihre wohlgeordnete Welt gerät ins Wanken. Cherif ist zum Studium nach England gekommen und weiß nicht, wo er bleiben soll. Unversehenskommt Miss Webster zu einem Untermieter,. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein, doch sie freunden sich an. Während Miss Webster Cherif hilft, sich in der fremden Welt zurechtzufinden, beobachten die Nachbarn misstrauisch, was vor sich geht.

Ein kurzweiliger, provokanter Roman!

Preis: € 9,90

Lewinsky, Melnitz

Lewinsky, Melnitz

Als 1871 nachts ein entfernter Verwandter an die Tür der Meijers klopft, ahnt noch keiner in der Familie, wie radikal sich ihr Leben ändern wird. Über vier Generationen erstreckt sich ihre Geschichte voller Liebesglück und Lebenstrauer, ihr Kampf um Erfolg und Anerkennung: vom Viehhändler Salomon Meijer, der im Judendorf Endingen seinen Schirm zum Markenzeichen seiner Ehrlichkeit macht, über seinen Enkel Francois, der sich als Mann von Welt gibt und doch scheitert, bis zum Urenkel Hillel, der die Heimat aufgeben will.

Charles Lewinsky erzählt mit einer Gestaltungskraft, die den Leser unweigerlich zu einem Teil dieser Familie werden lässt.

Preis: € 12,90